Impressionen der Tierschutz-Reise im August 2018 nach Rumänien

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Die Fahrt startet mit unserem eigenen Hundetransport, unsere seit Jahren bekannten Fahrer.

Wir fuhren 2 Nächte durch und immer wieder hielten wir an um Hunde, die noch am Straßenrand zu sehen waren, zu füttern.
Es waren jedoch nur noch wenige Straßenhunde unterwegs. Die meisten wurden bereits eingefangen und getötet. Nur die sehr scheuen, die sich nicht einfangen lassen, haben überlebt. Manche dieser Hunde waren verletzt und humpelten. Auch ein paar tote Hunde lagen am Straßenrand. Jedoch deutlich weniger als in den vergangen Jahren.
Nach insgesamt 24 Stunden reiner Fahrzeit erreichten wir Bukarest und ich konnte dort freundlicherweise bei einem der Fahrer übernachten.

Am nächsten Morgen wurde ich privat von Andreea abgeholt. Es ging weiter zu der nur 200 km entfernten Stadt Cernavoda . Doch die Fahrt auf den überfüllten Straßen von Bukarest nach Cernavoda dauerte Stunden, da auch in Rumänien Urlaubszeit war und alle an das Schwarze Meer zum Baden wollten.
Nur wir hatten ein ganz anderes Ziel: das private Tierheim des Vereins „Safe the Dogs“.

Mein erster Eindruck des privaten Tierheimes des Vereines Save the Dogs: ein Paradies mitten im Niemandsland. Alles ist sehr sauber und gepflegt.

Zuerst stechen gleich die hunderte Esel und die 260 Pferde ins Auge, die dort im Freien grasen. Die meisten dieser Tiere wurden blutüberströmt von den Besitzern frei gekauft, da sie in einem lebensbedrohenden Zustand waren. Bei Safe the Dogs haben sie Zuflucht gefunden und werden nachts in einem Stall untergebracht. Ich sah auch ein 2 Wochen altes abgemagertes Fohlen, das einfach in einem Straßengraben entsorgt wurde. Bei Save the Dogs wird das Fohlen jetzt mit der Flasche aufgezogen und eine Tierärztin kümmert sich um das Tier. Das Fohlen hat bereits zu der Tierärztin ein so gutes Verhältnis aufgebaut, dass diese jetzt als Mutterersatz dient.

Auf dem Gelände leben auch hunderte von Katzen die gefüttert und ärztlich versorgt werden.
Die Katzen können von ihrem Freigehege über eine Katzenklappen ins Gebäude.

Doch der Hauptgrund meiner Reise waren die Hunde!
Die gesunden Vierbeiner haben alle eine Hundehütte. Sie leben im Freien unter einer Überdachung. In einem Zwinger sind nur etwa 10 Hunde untergebracht, da zu viele Hunde in einem Zwinger Beissereien auslösen würden.

Die kranken Hunde sind in der vor einem knappen Jahr fertiggestellten Tierklinik in kleinen Räumen von ca. 1 ½ qm untergebracht. Um die Räume zu reinigen wurden an den Böden Gullis angebracht. Im Sommer ist es jedoch unerträglich heiß in den Zimmern.
Zwar sind die Fenster gekippt doch trotzdem plagt den kranken Hunden die Hitze und die lästigen Fliegen, die trotz angebrachten Fliegengitter irgendwie in die Räume gelangen.
Im Winter wird es zudem kalt. Jedoch fallen die Temperaturen nie unter dem Gefrierpunkt. Die Hunde haben keinen Auslauf ins Freie. Sie sind in den Zimmern eingesperrt, da die meisten ansteckende Krankheiten haben.

Die ausreisebereiten Hunde sind in nur 10 kleinen Räume mit kleinen Auslauf untergebracht. Diese Hunde sind gut sozialisiert und werden mit Katzen auf Verträglichkeit geprüft. Seit einem Jahr werden sie von den Pflegern kurz Gassi geführt (täglich ca. 10 Minuten), damit sie sich an die Leine und das Brustgeschirr gewöhnen. Das erleichtert die Vermittlung sehr.

Die nicht ausreisebereiten Hunde, die in den anderen Zwingern leben, werden nie Gassi geführt, da hierzu das Personal und die Zeit fehlt.

Ich finde es überwältigend, was in den letzten Jahren von dem Verein geleistet wurde.
Safe the Dogs hat in dem Tierheim ca. 60 Angestellte, Tierärzte, Pfleger und Putzpersonal. Monatlich benötigt man 70000 Euro um für die Kosten aufzukommen. Hierzu zählen die Personalkosten, die Futterkosten für die Tierheimtiere sowie für die Straßenhunde in der Umgebung sowie für Medikamente, die für die Behandlung der kranken Tiere benötigt werden.

In der letzten Zeit wurden von dem Tierheim Medgidia, das aufgelöst werden musste, ca. 650 Hunde übernommen. Leider viel zu viele Hunde für den vorhandenen Platz. Viele davon sind nicht vermittelbar, da sie nicht sozialisiert sind. Mit den Hunden, die man als vermittelbar hält, wird aber „gearbeitet“ und trainiert.

In den nächsten Tagen ging es mit dem Auto (leider ohne Klimaanlage) von Save the Dogs zur Fütterung der Straßenhunde. Der Verein füttert regelmäßig (ca. 2 – 3 mal die Woche) die Streuner. Die meisten Hunde bleiben jedoch im sicheren Abstand zu uns. Sie haben Angst. Aber nur durch diese Angst konnten sie überleben. In der letzten Zeit haben Hundefänger liebe und zutrauliche Hunde von den Straßen eingefangen. Auch die Hunde von Zigeunern wurden von den Hundefängen mitgenommen, mit der Zusage, dass diese in das Tierheim von Save the Dogs gebracht werden. Jedoch wurden alle Hunde in die Tötung gebracht und niemand hatte das Geld um all diese Hunde dort rauszuholen. Sie wurden alle getötet.

Zur Zeit meines Aufenthaltes in Cernavoda waren die Tötungen in der Umgebung geschlossen.
Ebenso war die Türkische Schweinepest ausgebrochen und alle Schweine wurden von den Veterinären getötet.

Im Jahr 2017 wurde von dem neuen Bürgermeister der Stadt Medgidia und Cernavoda der Vertrag mit dem Tierschutzverein Safe the Dogs gekündigt. Stattdessen haben die beiden Städte einen Vertrag mit der Tötung „Live Green Recycling“ in Constanta abgeschlossen. Damit wurde Save the Dogs auch das Recht entzogen streunende Hunde zu kastrieren und aufzunehmen oder nach der Kastration wieder auszusetzen. Trotzdem lässt sich der Verein nicht einschüchtern und kastriert weiterhin die Hunde. Sie leisten Überzeugungsarbeit/Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung und bieten kostenlos Kastrationen an. Jeden Monat werden die Hunde der Einheimischen kastriert, die ihr Einverständnis dazu geben. Die meisten Menschen wollen jedoch die Hunde nicht kastrieren lassen und die Hunde vermehren sich unkontrolliert.

Die Kastrationen kosten trotzdem 30,00 Euro pro Hund. Diese Kosten beinhalten nur das Narkosemittel und die OP-Fäden. Auch im September und Oktober führt Safe the Dogs wieder Kastrationen durch, obwohl leider die eingegangenen Spenden unserer Spender dafür nicht ausreichen.

Meine Tage in Rumänien begannen früh morgens. Ich wurde freundlicherweise von dem Auto von Safe the Dogs vom Hotel abgeholt und zum Tierheim gefahren. Der Verein holt mit diesem Auto sogar die Angestellten ab, die kein eigenes Auto haben.
Am Abend, bei Einbruch der Dunkelheit und Eintreffen des Nachtwächters um ca. 20.30 Uhr wurde ich wieder ins Hotel zurückgebracht.

Durch die lange Anwesenheit im Tierheim konnte ich ein paar Hunde näher kennenlernen und filmen. Für diese anhänglichen und lieben Hunde suchen wir nun geeignete Plätze:

Sogar einige Hunde, die in den kleinen Räumen untergebracht waren, konnte ich trotz der großen Hitze von über 30°C selbst Gassi führen.
Die letzten 3 Hunde konnte ich in den Auslauf bringen. Dieser Auslauf diente auch für die Videoaufnahmen. Das war eine totale Ausnahme, da in dem Auslauf nur Hunde reindürfen, die gesund sind und keine anderen Hunde anstecken können.

Ich habe auch ein paar Menschen getroffen, die einige Straßenhunde selbst versorgen. Der Verein Safe the Dogs unterstützt diese Menschen mit der Kastration der Hunde.

Dennoch gibt es immer noch viele Straßenhunde, wie z.B. den großen alten Rüden der Räude hat und sich nicht einfangen lässt, denen man nicht helfen kann. Das Betäuben ist gefährlich, da der Hund bei der großen Hitze dann irgendwo zusammenbrechen kann und überfahren werden könnte.

Die Tierschutzarbeit von Safe the Dogs ist beeindruckend. Was da in den letzten Jahren aufgebaut wurde, hat Vorzeigefunktion für ganz Rumänien.

Auch in dem Tierheim von Save the Dogs ist noch nicht alles fertig:
Das Tierheim ist z.B. noch nicht eingezäumt. Als ich dort war ist leider ein Hund entlaufen, ein Angestellter hatte nicht aufgepasst.
Die Quarantäneräume für die Hunde müssen noch gefliest werden. Aber für Handwerker ist kein Geld vorhanden, sodass es die Angestellten aus der Versorgungstruppe selber machen, weshalb es natürlich sehr langsam vorangeht.
Bei einem provisorisch angelegten Zimmer haben sich einige Hunde rausgebissen und sind entflohen.

Die Tierklinik selbst ist nicht aus Stein gebaut sondern in containerbauweise aufgestellt worden. Deswegen sind die Temperaturen im Gebäude im Sommer unerträglich heiß und im Winter ist es kalt.

Es fehlt auch ein Röntgengerät. Jeder Hund muss auf den holprigen Straßen nach Bukarest gefahren werden. Die Hin- und Rückfahrt nach Bukarest nimmt einen ganzen Tag in Anspruch – von den Schmerzen, die die Hunde mit Frakturen haben müssen ganz abgesehen.

Fazit:
Die Woche in Rumänien war sehr anstrengend. Doch ich durfte mich von der vorbildlichen Arbeit des Vereines Vorort selbst überzeugen.
Auch durfte ich sehr viele liebe Hunde kennenlernen, die ich natürlich am liebsten gleich alle mitnehmen wollte.
Doch leider geht das nicht so einfach.
Wir suchen deswegen für diese Hunde zuverlässige Pflegefamilien oder gleich ein liebevolles Zuhause.
Zum Abschluss meiner Rumänienreise gönnte ich mir auch noch etwas: ein Direktflug nach München, der für mich – nach all diesen Strapazen – erholsam war.